Die Frau des Monats Februar 2021

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Die Frau des Monats

Kürzlich saß ich mit meiner Freundin in der Kneipe, mit der besten Susanne von allen. Wir kennen und mögen uns seit 43 Jahren – Holla, die Waldfee, das ist eine beeindruckend lange Zeit!

Ich komme mir bei dieser Zahl zwar sehr alt vor, aber ich bin auch sehr stolz auf diese längste Freundschaft meines Lebens.

Wie du dir denken kannst, haben wir so einiges miteinander erlebt. Eine zumindest für mich ätzende Schulzeit, heftige pubertäre Krisen, Schwangerschaften und Geburten, Liebes- und Berufskatastrophen, Hochzeiten – und Todesfälle: Als ich in einer Novembernacht vor elf Jahren neben meinem sterbenden Vater im Krankenhaus saß, waren es mein Liebster und sie, meine Freundin, die ich an meiner Seite gespürt habe.

Und ein ganz besonderes Geschenk hat Susanne mir gemacht, indem ich vor 25 Jahren bei der Geburt ihrer Tochter, meines zweiten wunderbaren Patenmädchens, dabei sein durfte. Kati kam wie ihre beiden Brüder zu Hause zur Welt. Ich habe es irgendwie geschafft, Fotos davon zu machen und durch diesen Platz in der ersten Reihe der erste Mensch zu sein, der dieses Kind bewundert. Beide Ereignisse – Tod und Geburt – waren und sind für mich Wunder. Und jedes Mal war sie dabei, real oder in meiner Seele.

 Wir haben`s immer irgendwie geschafft, verbunden zu bleiben.

Über all die Jahre, in denen wir uns verändert haben, immer ein bisschen erwachsener geworden sind, war das unsere Basis. Wir waren 15 und haben zusammen gelacht und in der Schule den größten Quatsch gemacht; wir waren Mitte 20 und haben unsere Zukunft geplant und als wir so Mitte 30 langsam aber sicher in unseren Leben ankamen, hatten wir immer noch Themen, Neuigkeiten, Fragen, Sorgen oder große Glücksmomente, die wir miteinander geteilt haben. Das ist bis heute so geblieben.

Wir hatten und haben unterschiedliche Lebensentwürfe. Macht aber nix. Ich habe mich als kinderlose Frau immer für ihren Nachwuchs interessiert, weil sie eben nicht wie ein Satellit um ihre Babys kreiste. Sie konnte immer auch über andere Themen reden: Liebeskummer, die ersten Erfolge oder Niederlagen im Job.

Sie als Mutter fand es spannend, was ich so erlebte und erzählte mir trotzdem stolz und manchmal auch genervt von ihren Kindern.

„Best Things in Life are free…“ oder:

Das Schönste ist für ömme!

Ich kann mich noch gut an meinen 30. Geburtstag erinnern. Zu der Zeit lebte ich noch in Bielefeld und war gerade als selbstständige Werbetexterin unterwegs. Ich hatte nix zu tun und genoss meinen Tag.

Am Nachmittag wollten meine Eltern zum Geburtstagskaffee kommen, also eher ruhig. Die Party war für`s Wochenende geplant. Ich war einkaufen und war in Gedanken schon beim ersten Sekt und schließe die Tür auf. Da sitzt der kleine Sohn meiner Freundin, neun Monate alt, vor mir auf dem Boden, spielt mit einem meiner Töpfe und giggelt mich an.

Und Susi, die extra aus Köln gekommen ist, steht in meiner Küche und spült, damit für den Nachmittag alles sauber ist – und giggelt mich auch an.

Das ist mir im Gedächtnis geblieben, weil es so typisch für sie ist – und ich mich so gefreut habe!

Unter dem Begriff „Beste Freundin“, gibt es im Netz ganz schön viel Unsinn.

Da steht dann, was man für Eigenschaften haben muss, um eine beste Freundin zu sein. Es wird überlegt, wie viel beste Freundinnen man eigentlich haben kann, wo man eine findet, bla bla…

Das ist doch völlig egal!

Das Etikett ist absolut unwichtig und unnötig. Wie mein Liebster immer sagt: Wichtig is auf`m Platz. Und auf`m Platz kann sie! Es gibt außer meinem Mann niemanden, auf den ich mich so verlassen kann.

Auf einer der Seiten, die ich im Netz gefunden habe, stehen Sätze, die man zu seiner besten Freundin sagen sollte, z. B. „Ich bin sofort bei dir!“. Dann wird das Bild bemüht, wie eine Frau auf dem Sofa sitzt und heult, während die andere den Pappkasten mit den Taschentüchern hält. Ja, das ist toll, aber leider das totale Klischee!

Ich hab doch kein Abo auf die Frau. Eine Freundin darf auch sagen: „Ich kann jetzt nicht!“ Und das tut sie auch. Das finde ich gut.

Aber warum Frau des Monats?

Eigentlich hat das nichts damit zu tun, dass sie meine Freundin ist.

Freundinnen müssen nicht unbedingt tolle Frauen sein. Manche sind vielleicht sogar ein bisschen langweilig, nichts Besonderes oder sogar manchmal richtige Ziegen.

Meine Frau des Monats ist weder langweilig noch eine Ziege.

Entschuldige, liebe Susi, aber global gesehen ist sie sicher auch nichts Besonderes.Aber ich bewundere sie aus anderen Gründen:

So hat meine Freundin mit drei Kindern, studierte Diplompädagogin, eine Schauspielausbildung ge macht. Da war sie Mitte 40. Für diese Ausbildung muss man keine Aufnahmeprüfung bestehen, das ist ein zweijähriger Kurs, wenn ich mich recht erinnere. Aber auch da ging es ziemlich professionell zu Sache.

Sie musste sich mit deutlich Jüngeren messen, Prüfungen bestehen und in einem Stück mitspielen. Dabei muss man sich auf eine Art öffnen, wie das nur wenige können.

Und mach das mal, wenn du in einer westfälischen Kleinstadt aufgewachsen bist!

Direkt nach der Ausbildung gründete Susanne eine Theatergruppe – Lichtspiel Köln. Sie verlegte sich mehr auf die Regie, mobilisierte ehemalige „Mitschüler“ und engagierte sogar einen Profi, der die Truppe unterstützte.

Sie führten Stücke auf, die gute Kritiken kriegten, gehörten zum Programm der Kölner Theaternacht. Und ich machte – by the way – zum ersten Mal in meinem Leben Theaterfotos. Gaaaar nicht mal so schlechte, wie ich bemerken möchte!

Wenn ihr was passiert, passiert es mir irgendwie auch.

Die Schauspieltruppe gibt es immer noch. Sie ist sogar eine gewisse Größe in der nicht gerade kleinen Kölner (Laien-)Schauspielszene. Aber Susanne zog sich nach einigen Jahren zurück.

Sie startete eine Ausbildung zur Steuerfachangestellten. Hä? Ja.

Und sie hat sie genau so ernst genommen wie das Schauspiel. So ist sie eben: Klug, engagiert, ein bisschen stur und konsequent. Meine Freundin hat, wie wir alle, Mädels, Selbstzweifel und sie kann auch nicht alles. Aber ich finde es so toll, dass sie sich das traut!

Das war total schwer für sie und sie hat Blut und Wasser vor der Prüfung geschwitzt.

Aber: JAY!!!! Sie hat`s hingekriegt!

Tja, und weil die Prüfung bestanden ist, gehen wir auch wieder regelmäßig in die Kneipe – wenn nicht gerade Corona ist…

Also, es war vor der zweiten Welle, sitzen wir so zusammen und ich erzähle – etwas weinselig und euphorisch – von meinem Blogprojekt. Und wieder sind wir zusammen bei einem wichtigen Lebensereignis. Es ist beschlossen: Sie wird meine erste Frau des Monats!

Susannes Mann kommt irgendwann dazu, um uns abzuholen. Er setzt sich zu uns und trinkt noch ein kleines Kölsch. Wir giggeln so vor uns hin und er fragte: „Was ist denn los?“

Und die beste Susanne von allen sagt grinsend: „Wir finden uns gut!“

 

 

 

 

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  • Gisi, Du Doppel-ll, ich finde es super, dass Du Dein Vorhaben wirklich in die Tat umgesetzt und dieses/en Blog aufgesetzt hast. Super! Super! Super! Ich habe alle Texte mit Vergnügen gelesen. Du schreibst wirklich gut. Und ich musste schmunzeln, dass ich sogar ein miniklitzekleines Bisschen optisch mit dabei sein darf in der Startedition 😎

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