Kein Segen. Basta!

5 Kommentare
Worüber ich so nachdenke...

Und wieder wollte ich eigentlich über was ganz anderes schreiben. Das muss aber warten. Ich bin wirklich ziemlich aufgewühlt und darum liest du hier heute nix Unterhaltsames, Lustiges oder sonstwie Aufbauendes. Es ist mein Kommentar – weder aufwendig recherchiert, noch durch O-Töne untermauert. Total subjektiv. Aber ich hoffe, du liest trotzdem weiter.

Ich bin sauer auf die katholische Kirche

Gestern war zu lesen, dass die Kirche es ablehnt, homosexuelle Paare zu segnen. Gott könne „keine Sünde segnen“. Schwule Handlungen seien „intrinsisch gestört“.

Das musst du dir mal auf der Zunge zergehen lassen. Ohne direkt zu kotzen.

Wohlgemerkt: Es geht um eine Institution, die voller Energie und sehr großmäulig die christliche Nächstenliebe als Maßstab zum Handeln propagiert. Wäre das nicht toll? Diese unglaubliche gesellschaftliche und politische Macht dafür zu nutzen?

Jedenfalls hat mich diese bedingungslose Haltung als Kind total beeindruckt. Ich wollte Nonne werden, Menschen helfen und rundweg einfach ein guter Mensch sein.

Genau genommen konnte ich als zehnjähriges Mädchen mit Gott selbst weniger anfangen als mit diesem Grundsatz: Für das Gute einstehen, nicht nur an das eigene Wohl denken – christlich denken und handeln. Von dem „christlich“ ist bei mir nicht viel übriggeblieben. Wohl aber von dem Vorsatz, mich gegen Hass, Ausgrenzung und jede Form von Gewalt zu stellen. Das ist mir zum Glück nicht schwergefallen.

Ich bin aber auch keine Kämpferin, sonst würde ich jetzt sofort Aktionen gegen diese absurde, menschenfeindliche und geradezu widerliche Haltung der Kirche starten. Denn ich bin überzeugt, dass sie falsch ist. Und dabei spielt es keine Rolle, dass ich nicht gläubig bin.

Ich habe durchaus ein Vorbild, das ich aus der Bibel kenne und das sich immer sehr deutlich gegen Bigotterie und Scheinheiligkeit positionierte: Jesus ist in den Tempel gestürzt und hat den Pharisäern mal so richtig gezeigt, wo der Hammer hängt. Er hat sich gegen Doppelmoral, Gier und Ignoranz gewehrt.

Dieser Mensch, würde er heute leben, hätte mehr zur Haltung und Position der Kirche beizutragen, als ein Kreuzzeichen und ein Vaterunser. Er wäre in seiner bedingungslosen Menschlichkeit ganz klar: Jedes Lebewesen, jeder Mensch verdient es, gesegnet und von der Gemeinschaft aller geliebt und wertgeschätzt zu werden. Ohne die Bedingung, „störungsfrei“ zu sein.

Das Gute in der Kirche bewirken doch meist die Laien, die Freiwilligen und Ehrenamtlichen. Sie haben offene Herzen und Hände und es ist ihnen schnurz, mit wem du zusammen bist. Ich kenne solche Menschen und ich mag sie sehr für diese Haltung. Sie sind mein moralischer Kompass.

Warum darf die Kirche sich eigentlich so diskriminierend und arrogant äußern?

Liegt es an der Macht, die sie auf der ganzen Welt hat? Oder weil es eben immer so war? Jahrhunderte als absolute moralische Instanz erzeugen vielleicht so eine stumpfe Selbstgerechtigkeit.

Dabei sagen es Ihnen die Laien, die Frauenorganisationen und die „Gemeinschaft der Gläubigen“ doch schon so lange. Dass es so nicht mehr geht. Hört doch endlich mal zu!

Im Studium habe ich eine Arbeit über das Thema „Kunst und Kirche“ geschrieben. Dafür habe ich einen Pfarrer interviewt, der mich damals bei einer kirchlichen Tauffeier sehr beeindruckt hatte. Er hat mir im Laufe das Gesprächs gesagt, dass er die Erfahrung gemacht habe, dass „es nichts außerhalb der Kirche gibt, was es nicht auch in ihr gibt.“ Wie wahr. Aber sie wissen es nicht.

Danke, dass du bis zum Schluss gelesen hast. Jetzt geht es mir besser und wir können gerne diskutieren oder Meinungen austauschen.

Vielleicht findest du diesen Text von mir auch interessant. #actout-ist das nötig? 

 

 

 

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5 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Thorsten Rudnick
    16. März 2021 20:11

    Was man fürchtet, bekämpft man. Wieder ein Schritt auf dem Weg zur bedeutungslosen Sekte.

    Antworten
    • Gisela Graw
      16. März 2021 20:40

      Ja, so ist es wohl. Trotzdem hören noch viele Menschen zu, die durch solche Statements (Sünde, Störung usw.) ihre Ablehnung bestätigt wissen – und danach handeln. 🙁

      Antworten
  • Werner RÜDIGER
    18. März 2021 00:06

    ..die sind schon länger „waidwund“. Als ich nach Berlin umgezogen bin, wollten sie den Nachweis, das ich vor dreissig Jahren ausgetreten bin. Stand auf jeder Steuerkarte. Glücklicherweise konnte ich ein Taufregister „ausgraben“ wo es auch vermerkt war, denn das Amtsgericht schmeißt den Beleg nach 10 Jahren weg. Ich auch! Die waren hartnäckig wie die Stasi. Ohne den Nachweis hätte ich die Kirchensteuern über Jahre nachzahlen müssen und wäre wie ein Steuerhinterzieher behandelt worden. Ein altes Konkordat dreht die Beweislast um, Ich mußte nach Jahren nachweisen, das ich ausgetreten bin. Stellt euch vor , das würde genauso bei allen Verträgen so laufen.:“ sie hatten vor 15 Jahren einen Handyvertrag – beweisen Sie bitte, das Sie den gekündigt haben.“ In Berlin „erwischt“ es in jedem Jahr Neue, die es aber nicht beweisen können, weil in der DDR wurde es nicht ins Geburtsregister der Gemeinden eingetragen. Auch die evangelische Kirche handhabt es genauso. Das ist dann die „Strafe“, weil viele damals ausgetreten sind , um einen Studienplatz zu bekommen. Jetzt kühlt man die Wut, in dem man die Verfehlungen der DDR bei den ehemaligen Studenten auslebt. (Aug um Auge , Zahn um Zahn- steht schon so im alten Testament) In 2019 soll es rund 4000 Fälle in Berlin gegeben haben, alles Zugereiste aus der ehem. DDR. Das Finanzamt leistet da Amtshilfe in Berlin. Es gibt eine „Kirchensteuerstelle BEIM Finanzamt“. Datenschutz ist scheißegal. ist ja fromme Kirche. Die geänderten Steuerkarten aus der Vergangenheit werden nicht als Beweis anerkannt. So ist sie , die liebe katholische Kirche! Alles nur selbstlose Nächstenliebe!😡

    Antworten
  • Werner RÜDIGER
    18. März 2021 00:17

    Ich bin vor mehr als dreissig Jahren ausgetreten. Ob ich ein gläubiger Mensch bin oder nicht, geht seitdem niemnad was an. Der Grund damals war damals, das die katholische Kirche einen Opus-Dei Mann als Pfarrer in Köln-Holweide eingesetzt hat, gegen den Willen der Gemeinde. Die katholische Kirche war so „freundlich“ mir alle Jahre immer wieder neue Gründe zu geben, die meine Entscheidung bestätigt haben. Küng, Ranke-Heinemann. Beratungsstellen für ungewollte Schwangerschaften, der Limburger Korruptionsbischof, Eugen Drewermann………………man wird nicht müde. Der Umgang und Vertuschung bei den Mißbrauchsfällen war dann der Gipfel. Die erste Expertise gefällt nicht, also geben wir eine Neue in Auftrag………………… Ich möchte soviel kotzen, aber soviel kann ich nicht essen, wie nötig wäre!

    Antworten
    • Gisela Graw
      20. März 2021 16:33

      Tja, es ist ne Menge, das hast du recht. Allerdings ist hier in Köln derzeit ne gute Bewegung drin. Es gibt viele, die sich gegen das „Segungsverbot“ wehren. Ob Heten, Homos oder sogar Pfarrer. Es gibt eben doch viele Menschen, auch in der Kirche, die sich ihren Verstand, ihre Menschlichkeit und ihren Anstand bewahrt haben.

      Antworten

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