Findest du die Themen Tod und Sterben gruselig? Willst du lieber nicht dran denken? Dann lies besser einen anderen Artikel hier auf dem Blog.
Aber eins sag ich dir: Du kommst trotzdem nicht drum rum, dich irgendwann damit zu befassen.
Ich mache das jetzt professionell! Und das kam so:
Vor einiger Zeit hatte ich ja schon geschrieben, wie ich über den Tod denke. Gisella und der Tod. Ich habe von meinem Plan berichtet, Trauerrednerin zu werden. Ich war neugierig und ziemlich aufgeregt.
Ich bin nach Heidelberg in ein Tagungshotel gefahren. Es war eine unglaublich intensive, inspirierende und erstaunliche Woche. Hoch über Heidelberg. Es war die ganze Woche über schlechtestes Wetter. Regen, Wind, Gewitter… Während des Unterrichts konnten wir die Wolken sehen, die schwer über den Bergen hingen. Ich hab den Anblick genossen, und mir war es völlig egal, was für ein Wetter draußen war.
Wie soll ich das bitte beschreiben?
Das geht schlicht nicht. Aber vielleicht kannst du es dir so vorstellen: Ein großer Seminarraum. Voller Leute aus den unterschiedlichsten Berufen: Zwei Bestatter:innen, eine weitere Journalistin, eine Lehrerin, eine Sprecherin und Atemtherapeutin, eine Versicherungsangestellte usw.
Und wir alle waren auf dem gleichen Weg.
Endlich sagte niemand:
„Was? Trauerrednerin willst du werden? Das könnte ich ja nicht.“
Ich kann das aber.
In dieser einen Woche habe ich wirklich richtig viel gelernt. Das lag auch daran, dass Tonia und Daniel, die beiden Dozent:innen von Freie Redner, das einfach wunderbar gemacht haben. Ich meine, das musst du erstmal schaffen, einer bunt zusammengewürfelten Horde von Erwachsenen die besten Werkzeuge für solch einen verantwortungsvollen Job zu vermitteln!
Natürlich waren wir alle hoch motiviert. Zum einen, weil der Kurs ja auch nicht für ömme ist, aber auch, weil wirklich alle total scharf waren auf Infos zu den Themen Tod, Trauer, Trauerfeier und Abschiedszeremonien.
Ins Gehirn gelangt und dort auch hängengeblieben ist das meiste, weil Tonia und Daniel selbst so gut reden können.
Wir konnten gar nicht anders, als an ihren Lippen zu hängen. Und die grauen Zellen ihre Arbeit tun zu lassen. Yeah! Input!
Ich hab es so genossen!
Und was mir fast am besten gefallen hat, war das Wohlwollen. Wir alle sind so oft in unseren modernen Leben in Zusammenhängen, in denen wir kämpfen und uns behaupten müssen. Das war in Heidelberg anders. Es gab wohlwollende, freundliche und gleichzeitig sehr kompetente Kritik. Das tat gut.
Reden ist nur ein Teil des Jobs
Und darum haben wir noch viel mehr gelernt, als nur die Technik, innerhalb kürzester Zeit eine tolle Rede zu verfassen. Es ging ebenso z. B. um Marketing, Steuern, Stimme und Körpersprache oder den Ablauf einer Trauerfeier.
Ein gut gefülltes Köfferchen mit allem, was die Trauerredner von heute so braucht. Das habe ich mitgenommen. Dafür danke ich Tonia und Daniel. Ihr wart klasse.
Ein weiteres Köfferchen mit geteilten Erfahrungen hat die ganze Klasse für mich gefüllt – meine frisch ausgebildeten Neu-Kolleg:innen, die ich jetzt schon vermisse: Julia, Martin, Stefanie, Annette, Kerstin, Clemens, Renate, Margarete, Marina, Carmen, Gunnar, Ulli, Christiane und Gabi. Eine bunte Truppe, tolle Menschen. Merci an euch alle!
Ich freue mich darauf, einzigartige Erfahrungen zu machen. Hab gleichzeitig echt Bammel. Aber nur weil ich mir den Ablauf einer Trauerfeier so schlecht merken kann. Vor allem anderen überhaupt nicht.
Den Tod betrachte ich nicht mehr als den bösen Buben, der uns brutal von diesem Leben trennt. Er macht einfach nur keine Kompromisse.
Wo sollen wir denn auch sonst hin, wenn der Körper nicht mehr kann?
Ich sehe den Tod als ein Refugium. Wenn es hier nicht mehr weitergeht, brauchen wir ein neues Ziel. Aber ich möchte auch, dass mein Leben jetzt einen Wert hat. Das möchten wir doch alle, oder? Diesen Wert eines gelebten Lebens möchte ich in meinen Reden strahlen lassen und den trauernden Menschen damit versöhnliche Erinnerungen schenken. Darum habe ich diese Ausbildung gemacht. Ich möchte eine Lebensrednerin sein und ich freue mich sehr darauf.
Bald liest du hier mehr über diese Arbeit und was eine gute Trauerrede ausmacht.
Links:
Agentur für Trauerredner:innen in Köln: „Wer du warst“
Lesetipp: Ein wunderbares Buch: „endlich. Über Trauer reden.“